Ausstellung im IPP, März 2009
Die in München geborene Iris Vitzthum stellt einige Malereien sowie Objekte aus. Iris Vitzthum ist seit dem Jahr 2000 freischaffende Künstlerin und arbeitet zudem seit 2004 als freie Mitarbeiterin in der Gemäldegalerie des Pommerschen Landesmuseums Greifswald. Zahlreiche Ausstellungen markieren den Weg der Künstlerin, so u.a. in Rostock, München, Köln, Dresden und St. Petersburg. Ihre Arbeitsaufenthalte in Polen, Russland, Schweden, Italien, Frankreich und Spanien – um nur einige zu nennen – haben Iris Vitzthums Kunstschaffen geprägt und bieten ihr reichlich Materie für neue Bildideen und Projekte.
In ihren hier gezeigten Malereien erschafft die Künstlerin mysteriös-heitere Bildwelten. Wie die Märchen „aus 1001 Nacht“, die immer weitererzählt werden, gibt es auch im Betrachten der Bildwerke von Iris Vitzthum keinen definitiven Endpunkt, kein festgelegtes Deutungsziel. Die Bilder bleiben bewusst offen, geben keine Antworten auf die Fragen, die sich dem Betrachter stellen.
In einem imaginären, irrealen Bildraum, den die Künstlerin – ähnlich wie Francis Bacon – mit wenigen Linien auf der Leinwand konstruiert, inszeniert sie in ihrer Serie der „rosa Räume“ Szenen, die dem Betrachter Rätsel aufgeben. Ähnlich wie in ihren Skulpturen, die Fabelwesen darstellen, thematisiert Iris Vitzthum in diesen Malereien scheinbar abstrakte Erinnerung, metaphysische Illusionen und Träume: man erkennt menschenleere Zimmer, schwarze Katzen, die Türen stehen offen. Wie auf einer Bühne inszeniert sie eine beklemmende Leere, die der Betrachter imaginativ zu füllen angehalten ist.
Außerdem beschäftigt sich die Künstlerin mit der kindlichen Psyche und Individualität: Auf einem so betitelten „Tafelbild“ bildet sie Porträts verschiedener Kinder ab und sucht in physiognomisch übersteigerten Details den Charakter der einzelnen Kinder zu ergründen. Es geht ihr dabei nicht um realistische Kinderporträts[1], sondern bewusst fügt Iris Vitzthum Elemente der Verfremdung und Deformierungen ein, die fast etwas Fratzenhaft-Bedrohliches zum Ausdruck bringen. Das Kind als unergründliches, gar befremdliches Wesen, das sich ständig, besonders auch charakterlich, verändert und weiterentwickelt, ist hier im „Tafelbild“ thematisches Leitmotiv. Es leitet über zu den Plastiken, die davor in einer Kreisform angeordnet sind.
Der Kreis taucht in den Formen der bunten Teppiche wieder auf und ist ein formales Element, das in vielen der Gemälde von Iris Vitzthum eine Rolle spielt. Als elementare Urform verkörpert der Kreis eine Art Urkraft, eine inhärente Lebens- und Energiequelle, die den in den Werken dargestellten Personen und Wesen zugesprochen wird.
Die Plastiken der Künstlerin sind aus Pappmasche geformt, dann mit farbigem Papier aus Zeitschriften überklebt und anschließend mit chinesischer Tusche bemalt. Sie stellen Fabelwesen dar, die mal an Menschen-, mal an Tiergestalten erinnern. Als konturenartige Zeichnung taucht die Kreisform auf der Oberfläche der Skulpturen von Iris Vitzthum erneut auf: Wie kleine, aneinandergereihte Zellen, die sich zu einer Haut verfestigen, überziehen die mit schwarzer Tusche aufgetragenen Kreise die mysteriösen Fabelwesen. Diese erhalten dadurch eine Art Hülle, einen Panzer, der ein zu ergründendes Inneres verdeckt. Der Betrachter ist auf seine abstrakte Imagination und Neugier angewiesen und muss die Werke assoziativ hinterfragen, will er deren Bedeutungskern ergründen.
Kathi Koslowski, Johannes Gutenberg Universität, Mainz
[1] Alle auch im Folgenden erwähnten Äußerungen und Motive der Künstlerin sind dem Gespräch der Verfasserin mit der Künstlerin am 09.03.2009 entnommen.